Digitalisierung und der kulturelle Wandel – Geht das eine ohne das
andere?
Wir sehen es immer öfter. Es gibt bereits viele Organisationen und
Unternehmen, die sich mit Digitalisierung bereits seit längerer Zeit befassen
und andere fangen eventuell jetzt damit an.
Oft betrachtet man in diesem Zusammenhang zum größten Teil technische
Komponenten, wie digitale Plattformen, digitale Services, Cloud, oder Mobile Apps-
um nur einige zu nennen. Sprich man ist sofort in der technischen Diskussion
und entwickelt technische Lösungskonzepte und Plattformen für eine digitale
Organisation. Gerade Mobile Apps sind meist sehr beliebt bei vielen Unternehmen,
wo man dann hektisch "agil" Apps wie am Fließband produziert.
Schließlich möchte man über die neuen Kanäle den Kunden erreichen und die
Innovationen nach außen tragen. Ob dann immer eine Mobile Strategy, geschweige
denn eine Digitale Strategie oder gar Kultur existiert, ist nicht immer gesagt.
Der technische Aspekt ist mit Sicherheit ein wichtiges Element bei der
Digitalisierung. Schließlich macht sie das Ganze ja erst möglich. Nachdem man
die digitale Technik stehen hat, merkt man allerdings sehr oft, dass die
Organisation lernen muss, damit umzugehen. Das bedeutet oft auch einen kompletten
Wandel der bisher „beliebten“ Arbeitsweisen, Strukturen und liebgewonnenen
Gewohnheiten.
Redet man beispielsweise über Fast Track IT und agiler Entwicklung bezieht
sich das nicht nur zwangsweise auf den IT Bereich alleine. Nein, auch der
Fachbereich stellt mit völliger Verwunderung fest, dass auch er sich verändern
muss, wenn er agil und schnell Produkte an den Endkunden anbieten möchte. Schon
befindet man sich nicht mehr nur im sogenannten 2-Speed IT, sondern schon eher
bei Multi-Speed Organisation. Das hat sehr schnell Auswirkungen auf die
Fachprozesse, Arbeitsweisen, Rollen & Verantwortlichkeiten auch in
Verbindung mit dem IT Bereich – wie arbeitet man hier in agilen Teams zusammen,
etc. Kommt dann noch ein liebgewonnener Anspruch hinzu, immer 120 % Lösungen haben
zu wollen – selbst bei Fast Track IT Ansätzen – ist der Cultural Crash schon vorprogrammiert.
Spätestens jetzt merkt man, dass man einen kulturellen Wandel braucht – nur wie?
Das ist dann oft der Zeitpunkt, wo jemand aus der Organisation den Pokal
gewonnen hat, sich um Kultur und den Wandel zu „kümmern“. Das ist jedoch
schwerer als gedacht. Wie wir einen kulturellen Wandel einleiten und umsetzen
können, können wir vielleicht noch sagen. Da helfen einen Modelle wie die
Kotter’s 8 Phases of Change.
Die Frage nach dem WOHIN sollen wir uns denn hin entwickeln bzw. WAS ist
denn jetzt die neue digitale Ziel-Kultur, wird oft nicht beantwortet.
Dummerweise ist das genau der wichtige Startpunkt für solch einen Kulturwandel.
Hat man es dann noch versäumt, eine digitale Vision und digitale Strategie am
Anfang der digitalen Initiative zu beschreiben und vor allem zu kommunizieren,
hat man es jetzt umso schwerer. Aber Hauptsache wir haben die technische digitale Lösung
stehen!
Die digitale Vision und die Definition der Digitalen Strategie einer
Organisation sind extrem wichtig in diesem Kontext. Schließlich geht es hier
vor allem darum, den Sense of Urgency (nach Kotter's 8 Phases of Change) zu
beschreiben, zu kommunizieren und neue Werte, Normen, Zeichen, Symbole und
Rituale für die neue digitale Ziel-Kultur zu kommunizieren - am besten vom Top
Management aus. Hier fängt schließlich das Ganze an und nur so kann man sich
überhaupt zu etwas Neuem hin entwickeln.
Das ist allerdings leichter gesagt, als getan – das muss man zugeben. Oft
ist die Einsicht auf unterschiedlichen Management Ebenen nicht wirklich
vorhanden, dass man sich überhaupt ändern muss.
Ist zusätzlich der wirtschaftliche Druck nicht vorhanden, da man ja „gute
Zahlen“ schreibt (noch!), haben alle Beteiligten ihr eigenes Bild und
Definition von Digitalisierung im Kopf und kommen die Mitarbeiter aus alten
traditionellen Denkweisen nicht heraus, kann das eher eine Mission Impossible
werden und der Sense of Urgency fehlt völlig! Dies beschreibt auch Herr
Sattelberger in diesem Beitrag sehr gut.
https://spielraum.xing.com/2016/07/interview-thomas-sattelberger/?pid=b7237_cnwsl&xing_share=News
Um noch einmal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen.
Bei der Digitalisierung geht es eben nicht nur darum, neue technische
Konzepte und Lösungen zu entwickeln und den Rest so zu belassen – quasi alter
Wein in neuen Schläuchen mit Digitalisierung „Light“.
Es geht vor allem darum, an den Grundwerten der bisherigen Modelle zu
rütteln, alte Denkweisen und Strukturen abzuschütteln, neue digitale
Geschäftsmodelle / Produkt & Service Strategien zu entwickeln und letztendlich
völlig neue Werte und Normen für die digitale Organisation mit der strikten
Orientierung am Kunden bzw. an der Community zu definieren – im Grunde also
eine digitale Neuerfindung.
Um es also kurz zu definieren: Die
digitale Strategie beschreibt eben einen gesellschaftlichen, kulturellen und
wirtschaftlichen Wandel (Digitale Revolution) mit der allgegenwärtigen
Gestaltung, Nutzung und Herstellung von Informationen, Daten, Produkten und
Dienstleistungen in der Gemeinschaft (Community).
Was denkt die Community darüber…J?
Viele Grüße
Danny