Blog: Enterprise
Architecture und Agile Development: Gegensätze ziehen sich an?
Marc Lankhorst
(BiZZdesign), Danny Weinberger (CSC)
Warum Agilität wichtig ist
Agilität ist zu
einer wichtigen Fähigkeit der Unternehmen geworden. Das Tempo, bei dem die
Kunden sich verändern, bei dem neue Gesetze und Verordnungen ihre
Dienstleistungen und Prozesse beeinflussen und die Schnelligkeit, mit der
Wettbewerber, wie Google und Apple, sie herausfordern, führt allzu oft zu einem
enormen Druck auf das Unternehmen. Dabei kann sich der Druck in
unterschiedlicher Art und Weise bemerkbar machen, wie zum Beispiel Druck sich
schnell zu verändert, oder neue Technologien einzuführen, Wachstum zu
generieren oder Kosten zu reduzieren. In Folge dessen ist die Agilität
schlichtweg notwendig, um überhaupt mit ständigen Innovationen schnell auf dem
Markt agieren zu können. Beides, Innovation und Flexibilität, sind für eine
nachhaltige Positionierung am Markt notwendig.
Agile Development
ist zur Norm für die Softwareentwicklung geworden. Aber wahre Agilität des
Geschäfts und des Unternehmens benötigt mehr als die Schaffung von Scrum-Teams.
Mehr noch, fokussiert man sich nur auf die Agilität in kleinem Rahmen, die
durch Agile Software Development erreicht wird. Allerdings sieht man dann den
Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Die Frage, die sich hier stellt ist, warum will man als Unternehmen agil sein und
was ist dafür notwendig?
Agilität in großem Maß organisieren
Ein Unternehmen
ist mehr als nur eine Ansammlung lokaler Entwicklungen kleiner Teams. Die
Puzzlestücke, an denen diese Teams arbeiten, müssen irgendwie zusammenpassen.
Und hoffentlich ist da eine Vision für die Zukunft, eine Geschäfts- und
IT-Strategie, eine Reihe von Zielen, die die Organisation anstrebt. Das ist, wo
Enterprise Architecture auf den Plan gerufen wird.
Klassische
Enterprise Architecture hat eher einen Top-Down-Charakter, bei dem man umfassende
Pläne entwickelt, bevor man diese implementiert. Die Agile-Bewegung, mit dem
Fokus auf Anpassung an Veränderung und Widerstand gegen ‘Big Design Up-Front’
(BDUF), ist eigentlich das Gegenteil.
Beide Ansätze
haben ihre also Vor- und Nachteile. Klassische Enterprise Architecture Management
kann zu einer langsamen und bürokratischen Organisation führen, die es nicht
versteht mit der Zeit zu gehen. Eine losgelöste Reihe von unterschiedlichen Scrum-Teams
ohne integrativen, überliegenden Ansatz zu haben, kann zu einer unschlüssigen
Architekturlandschaft voller agile-Silos führen. Dennoch können wir die Unternehmen
in die Lage versetzen, sich als ganze Einheit
zu bewegen, wenn wir auf die Stärken beider Ansätze bauen, ohne ein zentral
bestimmendes Management zu haben, das Innovationen und Entwicklungen gleich im
Keim erstickt.
Beispiel: das Scaled Agile Framework
Moderne
Entwicklungen, wie das Scaled Agile Framework (SAFe) und Disciplined Agile Delivery (DAD), bewegen sich in diese richtige Richtung. Nehmen wir beispielsweise
SAFe, dargestellt in vereinfachter Form in der untenstehenden Abbildung.
Figure 1. Scaled
Agile Framework (simplified)
SAFe nutzt einen iterativen
Ansatz über mehrere Ebenen, bei dem wir die typischen agile-Teams in der
untersten Ebene finden können. Sie liefern Ergebnisse in einer agile-typischen
Frequenz von 2 bis 3 Wochen. In der mittleren Ebene werden die Ergebnisse dieser
Teams integriert und mittels von Solution Architecture Konzepten wie
Architecture Runway und Agile Release Train veröffentlicht, was sicherstellt,
dass diese zusammenpassen. Diese Ebene wiederholt sich mit einer
Geschwindigkeit, die sich aus einer Mehrzahl der Team-Ebene ergibt und so
potentiell lieferbare Produkte alle 2 bis 3 Monate erarbeitet. Auf der obersten
Ebene sind die großen, langzeitlichen Entwicklungen angesiedelt. Genau dort
findet Enterprise Architecture Management
statt. Die Unternehmensstrategie mündet ebenfalls in dieser Ebene und stellt
den Rahmen für alle groß angelegte Architekturentscheidungen mit hohem
Einfluss, Festlegung von Prioritäten und schließlich die Zuweisung der
notwendigen Mittel.
Auf dieser
obersten Ebene befinden sich die etablierten Enterprise Architecture Methoden, wie
TOGAF. TOGAF hat ebenfalls eine sich wiederholende Struktur, die sich im
bekannten „Architekturentwicklungs“ Diagramm des Architecture Development
Method (ADM) wiederspiegelt. Dieses in einem agilen Kontext anzuwenden,
erfordert jedoch einige Anpassungen. Insbesondere muss die Enterprise
Architecture dafür offener nach außen und konsequent Geschäftsorientiert, Endkunden-
und Ergebnisfokussiert werden. Ein Geschäftsergebnis kann ein Endkundenprodukt
sein, welches durch Services, Fähigkeiten (Capabilities), Ergebnisse und
Artefakte, aber auch Unternehmenstransformation die neue Strategien
implementiert, beschrieben wird.
Betrachten wir
TOGAF weiter, dann benötigt TOGAF‘s Implementation Governance (Phase G im ADM),
die an Implementationsprojekte und – Programme koppelt ist, eine Überarbeitung.
Besonders, dass agile Methoden sich stark auf Rückkopplungen verlassen, während TOGAF‘s Governance von
Natur aus mehr auf die Zukunft ausgerichtet ist. TOGAF‘s Architecture Change
Management (Phase H) ist eine typische Anlaufstelle für diese Art von Feedbacks. Wir werden dies in einem
zukünftigen Blog näher ansprechen.
Figure 2. Agile EA
with TOGAF 9.1
Ferner sind SAFe,
DAD, TOGAF und verwandte Methoden weiterhin sehr IT-zentriert. Entsprechend dem
SAFe, ist die Rolle des Enterprise Architect „[...] ganzheitliche
Technologieimplementation an[zu]treiben [...]“. Aber wahre Enterprise
Architects sind nicht alleine auf die Technologie fokussiert. Vielmehr ist die
Geschäftsarchitektur ein immer wichtiger werdender Teil der Arbeit, wie zum
Beispiel: Abbildung der Strategie, Fähigkeiten-basierte Planung, Mehrwert
Ermittlung, Geschäftsprozessmanagement, Lean Six Sigma und andere
geschäftsbezogene Disziplinen fehlen noch im Gesamtbild. Ein wirklich agiles
Unternehmen braucht mehr als eine agile IT alleine. Wir wollen diese
Problematik der Unternehmensagilität in zukünftigen Blogs weiter vertiefen.
Verfolgen Sie uns
weiter für agilere Enterprise Architecture, und lassen Sie uns in der
Zwischenzeit Ihre Gedanken zu dieser Thematik wissen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen